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Dienstag, 4. Mai 2010

Baton Rouge

Heute hat mich mein Reiseführer mal wieder im Stich gelassen. Dies ist schon öfter gewesen, aber heute hat es mich zum ersten mal gestört. Ich fuhr extra in Baton Rouge in die St.Josephs Street Ecke America Street, da dort lt. dem Reiseführer ein Informationsstand sein sollte. Als ich dort ankam, stellte sich jedoch heraus, daß es sich nur um eine Wohngegend ohne irgendwelchen touristischen Informationsständen. Also schulterte ich meinen Rucksack und folgte der Karte meines vertrauensunwürdigen Reiseführers in Richtung Riverwalk. Zumindest die Karte stimmte, so fand ich den richtigen Weg ohne weitere Zwischenfälle. Am Fluß angekommen stach mir sofort ein altes Kriegsschiff ins Auge (bevor dumme Kommentare kommen -> nicht wörtlich!). Hierbei handelte es sich um die USS Kidd, welches nun komplett restauriert als begeh- und erlebbares Denkmal am Ufer vor Anker liegt. Dem zugehörig ist in Ufernähe auch ein Museum errichtet, welches weitere Informationen über das Schiff und dessen Einsätze liefert. Für nur 8$ war beides zu besichtigen und da die warscheinlichkeit ein solches Schiff je wieder zu betreten äusserst gering ist, lies ich es mir natürlich nicht entgehen. Auf dem Schiff konnte man fast jeden Raum zumindest einsehen, die Hälfte auch betreten, bzw durchqueren. Es ist gut restauriert, man könnte fast meinen, es sollte nächste Woche wieder in See stechen. Es wurde aber auch viel in seinem Urzustand belassen, bzw nur soweit wie nötig wieder hergerichtet, daß es nicht neu oder gar steril wirkt. Und soviel sei gesagt: Die Besatzung lebte nicht besonders komfortabel. Alles ist sehr eng, niedrig und die Treppen/Leitern sind auch sehr steil. Wenn ich auf dem Schiff gedient hätte, hätte mein Einsatz vermutlich nur 1-2 Wochen gedauert, da ich spätestens dann mit Schädelbasisbruch oder ähnlichem ins Lazarett geflogen werden müsste.
Etwa nur 300m weiter lag ein alter Raddampfer an einem Extrapier. In der Hoffnung, es handelt sich auch um eine Art Museum ging ich darauf zu. Es kam mir schon seltsam vor, daß auf dem Pier ein Drehkreuz mit Wachhäuschen stand. Als ich näher kam, kam mir aus dem Wachhäuschen gleich eine Security entgegen welche meinen Ausweis sehen wollte. Auf meine Frage, warum er meine ID sehen wollte, erfuhr ich, daß es si
ch bei dem Schiff um ein Kasino handelte und jeder der jünger als 35 aussehe müste deinen Ausweis vorzeigen. Da ich keine Neigungen zu Slotmachines oder ähnlichem habe und noch weniger interesse hege, meine Reisekasse zu verspielen, bedankte ich mich für die Info und kehrte zum Museum der USS Kidd zurück.
Dort besorgte ich mir eine Karte der Stadt und suchte mir ein paar S
ehenswürdigkeiten wie das Old Louisiana State Capitol, das Louisiana State Capitol, den Main Street Market und das Old Gouvernors Mansion heraus, welche ich auch in der Reihenfolge besuchte.
Das Old Louisiana State Capitol ist ein sehr luxuriöser gothischer Bau, welcher beinahe wie eine Mischung aus einem eurupäischen Schloß und einer Kirche wirkt. Alles an diesem Gebäude ist verziert, selbst Nebensächlichkeiten wie Türschaniere.
Anschließend machte ich mich auf d
en Weg zum Louisiana State Capitol, welches 1929 erbaut wurde und mit seinen 34 Stockwerken bis heute das höchste Capitol der USA ist. Im 27. stock ist eine Aussichtsplattform für Touristen, welche einen sehr guten Ausblick über die ganze Stadt ermöglicht. Ironisch an dem Capitol ist, daß Huey Long, der das Gebäude durchgesetzt hat, im Jahr der Fertigstellung in eben diesem Capitol erschossen wurde. Huey Long war eine sehr strittige Person. Einerseits Baute er Straßen und Brücken und half Bedürftigen wieder auf die Beine. Andererseits machte er seine eigenen Gesetze und tat alles was nötig war, um zu bekommen, was er wollte. So gesehen war es kein Wunder, daß er sich Feinde machte und dafür mit seinem Leben bezahlte.
Der Main Street Market, zudem ich als nächstes ging, war etwas ganz anderes als ich mir Vorgestellt hatte. Hierbei handelte es sich nicht um eine Art Bauernmarkt oder einen Ort an dem billige Batterien, schrottige Taschenmesser und alte Armeeklamotten verkauft wurden, sondern um das Erdgeschoß eines Bankgebäudes in dem verschiedene Stände Mittagessen sowie Kaffee und Gebäck verkauften. genau genommen war es eine Art Kantine. Da es bere
its 15°°Uhr war und ich noch immer nichts gegessen hatte, nahm ich die Gelegenheit war und suchte mir bei einem Asiaten einige Sachen aus. Mit der Aussage, daß ich heute sowieso der letzte Kunde sei, wurde mir die Styroporbox bis Anschlag mit Köstlichkeiten gefüllt. Mir wurden auch noch dreingaben wie Frühlingsrollen mitgegeben und das ganze sogar günstiger als zum regulären Preis.
So gestärkt machte ich mich auf, die Old Gouvernors Manison zu besichtigen. Leider war das Haus bewohnt und somit nur von der Straße aus zu besichtigen. Durch die so gesparte zeit konnte ich mir noch ein weiteres Ziel aussuchen und entschloß mich für das LSU Rural Life Museum, welches etwas ausserhalb der Stadt gelegen anhand von zu einem Dorf arrangierten alten Häusern das Leben der normalen Bevölkerung darstellte. Als ich über Straßen, welche mein Navi nicht kannte, endlich dort ankam, stand ich in einem neuen Blechhaus, in welchem das Museum startete. Nach wenigen Metern stand man in einer großen Halle, in welcher man sich, mangels Ausstellungsstücken, etwas verlohren fühlte. Das Museun führte jedoch weiter duch eine Glastür in eine weitere, etwas kleinere Halle welche aufgrund sehr vieler Exponate beinahe zu platzen schien. Hauptbestandteile dieser Halle waren alte Kutschen, welche so dicht an dicht standen, daß man kaum erkannte, wo eine aufhörte und die nächste anfing. Links und rechts dieser Halle befanden sich weitere Anbauten, welche wenig an ein Museum erinnerten sondern mehr wie ein unaufgeräumter Dachboden wirkten, in welchen der Besitzer alles verstaute, von dem er sich nicht trennen konnte. Dort fanden sich zB. 7 alte Singer Nähmaschienen, Schiffsglocken, interessante Treibholzformen (welche jedoch nichts mit dem Thema des Museums gemein hatten), Schiffsmodelle welche aus Platzmangel übereinander gestapelt waren, altes kaputtes Kinderspielzeug, Funktionsuntüchtige Werkzeuge und Machinen und noch mehr Treibholz, welches wegen Platzmangel so an andere (zum Teil restaurierte und interessante) Gegenstände gelehnt war, daß man diese kaum noch sehen konnte. Nach diesem ernüchterndem Ausflug in vergangene Zeiten begab ich mich in den Aussenbereich. Die historischen Holzhäuser verschiedenster Bereiche waren gut angeordnet, daß der Eindruck eines echten Dorfes entstand. Der alte 'Tante-Emma-Laden' und das Postamt waren auch noch ganz ansprechend. Als ich dann weiter in das Dorf vordrang, verflüchtigte sich der Eindruck, mich in einem amerikanischen 'Ameranger Bauernhausmuseum' zu befinden sehr schnell. Die gebäude wurden einfach von ihren ursprünglichen Standorten einfach hierher transportiert, abgestellt und ohne weitere Instandsetzung sich selbst überlassen. In einigen befand sich zwar eine spärliche Einrichtung, aber selbst ich erkannte, daß die Gegenstände altersmäßig nicht zueinander und teilweise noch weniger zu den Gebäuden passten. Stellenweise handelte es sich um Unterschiede von sicherlich 50-100 Jahren. Aber dabei handelte es sich gerade einmal um die Spitze des Eisberges. Eines der Häuser wurde mir von der Frau, welche die Eintritte kassierte, wegen des schönen Gartens extra empfohlen. Als ich an dem etwas abgelegenen Haus ankam und den Garten sah, mußte ich schon etwas lachen. Der 'Garten' war nur ein, mit einem alten Zaun vom Rest des Feldes abgetrenntes, Stück Wiese mit Wilden Blumen, wie sie überall wuchsen. Aber das Beste war das Haus selbst. Es wurde nicht ordentlich aufgestellt und stand schief in der Landschaft. Auch wurde es nicht fertig zusammengebaut, wie man an dem an dem inseitig gelagertem Baumaterial erkennen konnte. Und das Haus mußte schon eine Weile so herumstehen, denn in der unfertigen Aussenwand, der die Holzverkleidung fehlte, hatte sich bereits eine große Kolonie Hummeln ihre Höhlen in die Lehmfüllung gegraben und die einzige Maßnahme welche die Angestellten unternommen hatten, war ein gelbes Absperrband. andere Häuser wirkten zwar von Aussen gut, wurden aber ebensowenig instandgesetzt, sondern vielmehr als Abstellkammern für 'historisches Gerümpel' benutzt. Andere Gebäude wurden zwar mit Möbeln ausgestattet, aber diese befanden sich auch fast alle in einem traurigen Zustand. Sie waren nicht historisch, sondern eher einfach alte, abgeriffene und dreckige/staubige Teile, welche in Deutschland eine neue Bestimmung im nächstgelegenen Heizkraftwerk angetreten hätten. Die meisten der Gebäude waren zudem nur unzureichend Beschriftet, wie z.B. das 'Shootgun House'. Warum es so hies, wann und warum es damals gebaut wurde, wurde nirgends erklärt. Falls rein zufällig einmal nähere Erklärungen verfügbar waren, wurden sie inteligenterweise mit einem weißen, nicht wetterfestem Stilt auf Holz geschrieben. Das Ergebnis habe ich auf dem Foto links festgehalten. Ein weiteres Highlight des Museums war dann noch die Karte, welche man mir mitgegeben hatte. Der Maßstab stimmte nicht einmal ansatzweise, viele der Gebäude standen nicht mehr dort, wo sie verzeichnet waren und belanglose Kleinigkeiten wie Tümpel und Bäche waren teilweise garnicht verzeichnet. Als Fazit kann ich sagen: 95% der Möglichkeiten, die das Museum zu bieten hat, wurden verschenkt. Man könnte etwas daraus machen, aber das würde großen Zeit- und Finanziellen Aufwand bedeuten.
Sollte Irgendjemand in den nächsten Jahren die Gelegenheit haben, dieses Museum zu besuchen, soll Er oder Sie mich benachrichtigen, ob sich mittlerweile etwas gebessert hat, oder ob es noch genauso oder gar schlimmer geworden ist.

Also dann, man sieht sich

mfG Roman

1 Kommentar:

  1. Hi Roman,
    bei deinem Neunzylinder hoffe ich, dass er nicht im Originalzustand war.
    RM TS

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